Bundespalais (Palais Thurn und Taxis)

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Geplanter Tagungsort des Bundestages des Rheinbundes (1810-1815), Tagungsort des Bundestages des Deutschen Bundes (1816-1866), Sitz der provisorischen Reichsregierung (1848-1849)

ADRESSE
Große Eschenheimer Str. 10, 60313 Frankfurt am Main

ÖFFNUNGSZEITEN
Innenhof durchgehend geöffnet, Restaurant und Geschäfte mit eigene Öffnungszeiten

Grundgesetz Artikel 10 Absatz 1

Das Thurn-und-Taxis-Palais: Ein Ort deutscher Geschichte

Das Thurn-und-Taxis-Palais, auch bekannt als Bundespalais, ist ein bedeutendes historisches Gebäude in Frankfurt am Main. Seine Geschichte spiegelt entscheidende Momente in der deutschen Geschichte wider, insbesondere während der Ära des Fürstprimas und Großherzogs von Frankfurt, Karl Theodor von Dalberg, sowie zur Zeit der Existenz des Deutschen Bundes sowie Palais während der Revolution von 1848/1849. Es zeugt von den frühen Bestrebungen nach Einheit und Freiheit in Deutschland und bleibt ein wichtiges Denkmal für die politische und kulturelle Entwicklung der Nation. Das Palais war immer wieder ein zentraler Schauplatz bedeutender politischer Ereignisse.

Das Großherzogtum Frankfurt & der Bundestag des Rheinbundes

Karl Theodor von Dalberg, ein bedeutender Staatsmann und Kirchenfürst, wurde 1806 im Zuge der Gründung des Rheinbundes zum Fürstprimas ernannt. Darüber hinaus erhielt er den Titel des Großherzogs von Frankfurt, einer territorialen Schöpfung Napoleons, die aus den Gebieten Frankfurt, Aschaffenburg, Wetzlar, Fulda und Hanau bestand. Dalberg wählte das Thurn-und-Taxis-Palais als seine Residenz, das somit zu einem Zentrum der Macht und des intellektuellen Lebens wurde.

Dalberg war ein Befürworter liberaler Ideen und Reformen. Unter seiner Herrschaft genossen die Bürger des Großherzogtums relative Freiheiten, darunter Meinungsfreiheit und eine fortschrittliche Verwaltung. Er förderte die Wissenschaft und Kultur und versuchte, eine aufgeklärte und gerechte Regierung zu etablieren. Doch mit der Niederlage Napoleons in den Befreiungskriegen 1813 endete auch Dalbergs Herrschaft. Das Großherzogtum Frankfurt wurde aufgelöst, und die liberalen Rechte, die Dalberg eingeführt hatte, wurden rasch rückgängig gemacht. Die Gebiete wurden aufgeteilt und größtenteils dem Königreich Bayern zugeschlagen, was eine Rückkehr zu konservativeren Strukturen bedeutete.

Der Bundestag des deutschen Bundes

Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft und dem Wiener Kongress 1815, der Europa neu ordnete, wurde das Thurn-und-Taxis-Palais zu einem wichtigen Schauplatz für die Gestaltung der politischen Zukunft Deutschlands. Der Deutsche Bund war als lockerer Zusammenschluss souveräner deutscher Staaten konzipiert, ohne eine zentrale Exekutivgewalt.

Der Siebzehnerausschuss, ein Gremium aus Vertretern von siebzehn deutschen Staaten, trat hier zusammen, um eine Verfassung für den neu gegründeten Deutschen Bund auszuarbeiten. Der Entwurf für ein Reichsgrundgesetz, der im Palais diskutiert wurde, sah eine begrenzte Bundeskompetenz vor, um die Souveränität der Mitgliedsstaaten zu bewahren. Es wurden Regelungen für eine gemeinsame Außenpolitik und ein föderales Verteidigungssystem vorgeschlagen. Der Entwurf enthielt auch eine Auflistung der Grundrechte für das deutsche Volk. Darunter auch Versammlungs- und Vereinsrecht, unbeschränkte Pressefreiheit, Freiheit des Glaubens und gleiche bürgerliche unabhängig der Religionszugehörigkeit.

Die provisorische Reichsregierung 1848/1849

In den revolutionären Jahren 1848/1849 spielte das Thurn-und-Taxis-Palais erneut eine zentrale Rolle. Die Märzrevolution von 1848 führte zu einem europaweiten Aufstand gegen monarchische und feudale Strukturen. In Deutschland wurde in der Frankfurter Paulskirche die Nationalversammlung einberufen, die erste demokratisch gewählte Vertretung des deutschen Volkes. Ziel war es, eine gesamtdeutsche Verfassung zu erarbeiten und eine einheitliche deutsche Nation zu schaffen.

Das Palais diente in dieser Zeit als Sitz der Provisorischen Reichsregierung, die unter der Führung des Reichsverwesers Erzherzog Johann von Österreich stand. Diese Regierung hatte die Aufgabe, die administrative Leitung des entstehenden deutschen Nationalstaats zu übernehmen und die Beschlüsse der Nationalversammlung umzusetzen. Trotz aller Bemühungen konnte die Reichsregierung keine dauerhaften Erfolge erzielen. Die Verfassungsfrage und die Machtverhältnisse innerhalb Deutschlands blieben ungeklärt, und die Reaktion der europäischen Großmächte, insbesondere Österreich und Preußen, führte zur Auflösung der revolutionären Bestrebungen. Die Paulskirchenversammlung wurde im Mai 1849 gewaltsam beendet, und die meisten Reformen wurden rückgängig gemacht.

Das Gebäude

Das Thurn-und-Taxis-Palais, auch Bundespalais genannt, war ein prachtvolles barockes Gebäude, das 1731 bis 1739 von Robert de Cotte im Auftrag des Reichserbgeneralpostmeisters Fürst Anselm Franz von Thurn und Taxis erbaut wurde. Es zeichnete sich durch seine elegante Fassade, opulente Innenräume und eine beeindruckende Freitreppe aus. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Palais schwer beschädigt, und in den 1950er Jahren wurde es weitgehend abgerissen. Im Rahmen eines Wiederaufbauprojekts entstand 2004 eine moderne Rekonstruktion, die die historische Fassade originalgetreu nachbildet und das Gebäude wieder als wichtigen Teil der Frankfurter Innenstadt präsent macht.


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