Fast-Bundestag (Hessischer Rundfunk)

·

Bau für den Bundestag für die Bundesrepublik Deutschland in der Zeit ihrer Gründung (1948-1949), Rundfunkgebäude mit Radio-Studios und der “Goldhalle” als Foyer des hr-Sendesaals (1950-heute)

ADRESSE
Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main – Dornbusch

“Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.”

Grundgesetz Artikel 5 Absatz 1

Die Hauptstadtfrage: Bonn, Kassel oder Frankfurt?

Als ein paar Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg klar wurde, dass ein geeintes Deutschland an der ablehnenden Haltung der Sowjetunion (zunächst aber auch an der ablehnenden Haltung Frankreichs) nicht möglich war, beauftragten die USA und Großbritannien die deutschen Länder in den amerikanischen und britischen Besatzungszonen zunächst mit der Schaffung provisorischen Verwaltungs- und Regierungsstrukturen (dem Wirtschaftsrat der Bizone) und kurz darauf mit der Gründung eines westdeutschen Staates, bestehend aus den Ländern der “Trizone”. Zwischenzeitlich waren auch die deutschen Länder der französischen Zone der Bizone beigetreten. Mit der Staatsgründung kam auch die Frage nach einer Hauptstadt auf. Zur Zeit des Parlamentarischen Rates, der mit der Ausarbeitung einer Verfassung beauftrag war, waren noch vier Städte in der vorletzten Runde im “Hauptstadt-Rennen”: Bonn, Kassel, Stuttgart und Frankfurt am Main.

Ein Bundestagsgebäude in Frankfurt

Frankfurt am Main und besonders der in Bonn geborene Frankfurter Oberbürgermeister Walter Kolb rechneten sich für die Bewerbung gute Chancen aus. Frankfurt war mit dem Wirtschaftsrat der Bizone mit Sitz im Gebäude der Börse und den fünf “Ministerien” des Wirtschaftsrates, den Direktionen, eine “Defacto-Hauptstadt”. Die us-amerikanischen Besatzungsmacht hatte ebenfalls ihren Hauptstandort in Frankfurt. Der Vorschlag der Stadt, den Bundestag und seine Verwaltung in der wiederaufgebauten Paulskirche und im benachbarten Gebäude der städtischen Kämmerei, also im Rathaus-Nordbau, unterzubringen, stieß beim Parlamentarischen Rat nicht auf Gegenliebe. Deshalb kopierten die Verantwortlichen in Frankfurt eine Idee aus Bonn. Bonns Bewerbung sah den Ausbau der Pädagogischen Akademie u.a. mit einem neuen Gebäude für den Plenarsaal des Bundestages vor. Auch Frankfurt hatte eine Pädagogische Akademie; sie befand sich auf der Bertramswiese in der Nordwestlichen Ecke des Nordends an der Grenze zum Dornbusch.

Das Gebäude

Die ersten Pläne skizzierten einen Hörsaal ähnlichen Bau. Doch auch dies stieß beim Parlamentarischen Rat auf Ablehnung. Deshalb entwarf der Architekten Gerhard Weber, damals Mitarbeiter des Frankfurter Hochbauamts, ein lichten Rundbau, der mit seinen Treppentürmen als Zitat der Frankfurter Paulskirche angesehen werden. Der Bau Begann bereits vor der Entscheidung des Bundestags, um im Falle einer Entscheidung möglichst schnell den Abgeordneten ein Plenarsaalgebäude zur Verfügung stellen können. 29 Mitglieder des Bundestages stimmen für Frankfurt, 33 Mitglieder für die andere in der letzten Runde verbliebenen Stadt: Bonn wurde (provisorische) Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland.

Der Plenarsaal im Rohbau 1949

Die Pläne für die Betramswiese wurden geändern, in die Pädagogische Akademie zog der Hessische Rundfunk, nebenan wurde der AFN (American Forces Network) angesiedelt. Der Rundbau von Gerhard Weber erhielt eine neue Innenausgestaltung. Neben Radiostudios und Büros entstand die sogenannte Goldhalle, die als Foyer des Rundfunksaales aber auch selbst als Ort für Ausstellungen und anderen Veranstaltungen dient. So ist der Weber-Rundbau kein Parlamentsort, aber ein Ort der Presse- und Informationsfreiheit geworden.

Travelers’ Map is loading…
If you see this after your page is loaded completely, leafletJS files are missing.

Skip to content